Loslassen
Let it go.
Ich habe diesen Satz gehasst, er begleitet mich seit Jahren. Doch was bedeutet er eigentlich? Wie lässt man Dinge, Vergangenheit, Gefühle, Erinnerungen los, und vor allem: Wie lässt man all diese Dinge los, ohne sie nur beiseitezuschieben und zu verdrängen? Wo hört Verdrängen auf und wo beginnt Loslassen? Ich habe mir diese Frage sehr oft gestellt. Und um ehrlich zu sein, habe ich bis heute keine wirkliche Antwort. Die einzige Antwort, die ich habe, ist, dass Loslassen dort beginnt, wo Vergangenes keinen Einfluss mehr auf dich hat, auf deine Gefühle, dein Verhalten, deine Interpretationen.
Doch die Frage ist: Wie merkt man, dass etwas keinen Einfluss mehr hat – zumindest nicht mehr so stark, dass man nicht mehr bewusst wählen kann, wie man sich verhält, sondern nur reagiert? Um ehrlich zu sein: Ich weiß es nicht.
Loslassen ist bis heute eine der schwierigsten Lektionen für mich, zumindest dann, wenn es darum geht, dass ich noch nicht dort stehe, wo ich stehen will. Menschen loszulassen fällt mir mittlerweile vielleicht sogar zu leicht. Zu viele Menschen habe ich in meiner Vergangenheit gelassen, weil es sich nicht mehr richtig angefühlt hat.
Aber wie lässt man seine Wünsche und Ziele für die Zukunft los, wenn das Universum dir trotz all der Energie, die du einsetzt, nie das gibt, was du dir wünschst? Ich hatte, und habe noch immer, sehr oft Situationen in meinem Leben, in denen ich das Gefühl habe, mir wird jegliche Macht genommen, sodass mir nichts anderes übrig bleibt, als mich dem Sturm zu ergeben. Situationen, in denen ich so kraftlos bin, kaum noch Hoffnung habe und einfach loslassen muss.
Ich habe hierzu einmal eine spannende Sichtweise gehört. Diese ging ungefähr so: Wenn das Leben auf deine Frequenz reagiert und du konstant um dein Problem kreist, verzweifelt versuchst, eine Lösung zu finden, kann sich die Lösung nicht zeigen, da du nicht auf der Frequenz der Lösung, sondern auf der Frequenz des Problems bist. Interessanterweise kommt noch hinzu, dass wir Menschen oft denken, unser Verstand wäre in der Lage, alle möglichen Lösungswege zu sehen. Doch das Leben hat mir bereits mehr als einmal gezeigt: Wenn ich mich dem Sturm ergebe, zeigt es mir eine Lösung, die ich nicht habe kommen sehen oder für möglich gehalten habe, weil ich endlich Raum und Akzeptanz geschaffen habe. Raum dafür, dass die wahre Lektion das Aufgeben des Kampfes um Veränderung ist. Und der Moment der Akzeptanz und des Vertrauens in das, was ist, ist der Moment, in dem Loslassen geschieht. Dem Universum zu vertrauen, dass es einen Sinn hat, dass man dort steht, wo man steht, egal wie schmerzhaft oder unglücklich man jetzt gerade ist. Denn manchmal muss es solange regnen bis der Boden genug Wasser aufgesogen hat, damit die schönste Blume wachsen kann. Doch dazu gehört Vertrauen, etwas das besonders nach langer Regenzeit nicht immer leicht ist.